Auf Einladung ihres 1. Vorsitzenden Bernhard Offermann statteten die Kölner Münzfreunde dem Beethoven-Haus in Bonn einen Besuch ab. Anlass dafür war die Sonderausstellung „Kleine Denkmäler für einen großen Komponisten“, die Dr. Silke Bettermann vorbildlich kuratiert hat. Die Ausstellung ist zusammenhängend in einem ansprechend gestalteten Raum in thematisch gegliederten Vitrinen mit chronologischem Bezug dargeboten. Mit ausführlichen Erläuterungen in den Vitrinen und auf Wandtafeln wird dem Besucher das komplexe Medaillenwerk erschlossen.
Ursprünglich zu Ludwig van Beethovens 250. Geburtstag geplant, musste das Projekt zu Medaillen und Münzen für Person und Werk des großen Komponisten durch die Corona-Pandemie auf das Jahr 2022 verschoben werden. Umso erfreulicher ist es, dass mit Unterstützung von Stiftern und Leihgebern – zu denen Bernhard Offermann mit Stücken aus seiner bedeutenden Sammlung von Beethoven-Medaillen und -Münzen gehört – der Kuratorin eine gelungene Auswahl aus der riesigen Menge der Beethoven gewidmeten Kleinkunstwerke geglückt ist. Die erfahrene Kunsthistorikerin hat die Gliederung chronologisch und nach inhaltlichen Schwerpunkten gestaltet. Ausgangspunkt ist der von dem österreichischen Medailleur Joseph Daniel Böhm geschaffene Medaillenentwurf, für den als einzigen Beethoven 1820 Modell gesessen hat. Leider ist nur ein Gipsabguss des Wachs-Originals erhalten – eine Prägung kam nicht zustande.
Nach dem Tod des Komponisten 1827 kam es zu einem erneuten Anwachsen der Zahl im Gedenken an Beethoven geprägter Plaketten und Medaillen. Dabei orientierten sich deren Profil- und En-Face-Bilder auf den Stücken phantasievoll einerseits an einer zu Lebzeiten von ihm abgenommenen Gesichtsmaske und andererseits am berühmten Portrait-Gemälde Joseph Stielers. Die Darstellungsformen der Medailleure entwickelten sich dabei mit den historischen Entwicklungsstufen der Medaillenkunst. In der realistischen Ausprägung der typischen Gesichtsform sind Bezüge zu den authentischen Vorbildern mit der charakteristischen Kinnpartie, dem eher grimmigen Blick und der typischen Mähne leicht auszumachen. Bis hin zu Salvador Dalís Entwurf sind auch mehr abstrakt-modernistische Variationen der Reliefgestaltung zahlreich in der Ausstellung vertreten. Diese finden ihren Höhepunkt in der von Dr. Manfred van Rey (Numismatische Gesellschaft Bonn) initiierten „Beethoven-Medaillen-Edition 2020“, an der sich aus Anlass des 250. Geburtstages zehn renommierte deutsche Medaillenkünstler und -künstlerinnen beteiligten. Die Edition ist jenseits konventioneller Gestaltungsformen eine herausragende Präsentation des aktuellen deutschen Medaillenschaffens; sie wurde als zweiter offizieller Beitrag der Bonner Münzfreunde zum Beethoven-Jahr 2020 erarbeitet. Der erste Beitrag ist der Band 3 ihrer „Numismatischen Studien“ (Manfred van Rey: Ludwig van Beethoven in Nummis), in dem die genannten Arbeiten vorgestellt werden (300 Seiten; 29,90 Euro).
Bleibt noch festzuhalten, dass in einer separaten Vitrine ein Überblick über die Gedenkmünzen gegeben wird, die zum Andenken an Beethoven geprägt wurden. Beginnend mit dem Bonner Notgeld (1920) und dem Beethoven-Bild Karl Mensers werden zahlreiche Exemplare und Modelle von Gedenkmünzen bis zu einem Stück aus der „Demokratischen Volksrepublik Nordkorea“ vorgestellt. In der Begleitpublikation zur Ausstellung (Silke Bettermann: Kleine Denkmäler für einen großen Komponisten; 65 Seiten, 12 Euro) findet sich graphisch schön gestaltet mit hervorragenden Abbildungen eine mit ansprechenden Texten versehene Zusammenfassung der Ausstellung. Sie wird bis zum 30. Juni 2022 in Bonn gezeigt und geht anschließend nach Koblenz. Beide Publikationen sind im Museums-Shop erhältlich.
Nach der umfassenden, kenntnisreichen und detailgenauen Führung durch Bernhard Offermann beendeten die Kölner Münzfreunde den Tag mit einem kölschen Bier in einem Bonner Brauhaus neben dem historischen Rathaus.
Andreas Henseler